Ich gehöre zu denen, die Träume nicht verwirklichen. Während mancher, von dem ich lese, offenbar ein traumhaftes Leben führt, bleibt mein Lebenstraum ein Traum. Mein Leben ist kein Traum, ich bin kein Träumer!
Täglich habe ich ein paar Träume, an die ich mich erinnere, seit Jahrzehnten; täglich erwache ich aus den merkwürdigsten Welten und finde mich dennoch wieder zurecht hier, in dieser im Vergleich stabilen und daher auch etwas trägen Umwelt.
Ungern erzähle ich meine Träume, sie scheinen mich in meinem Versteck zu verraten. Einem Freund erzählte ich mal einen. »Oooh! das läßt aber tief blicken«, sagte der Freund. Über die Tiefe befragt, zuckte er nur die Schultern. Entweder wußte er nichts Tiefes über mich zu sagen, oder er hatte Angst, daß ich, was er über mich sagt, ihm umdeute zu nichts weiter als Eigenauskünften, von der Art: »Du spiegelst Dich in mir!« Das kann einem Deuter passieren, Propheten sollte man das einmal so ausdeuten.
Gewiß ist mir: Träume lassen tief blicken. Der vom Träumen Betroffene, der Träumer selbst hat meist keine Ahnung davon – würde er sonst träumen, uns davon erzählen und uns seine Wirklichkeitsentfremdung so offen beichten? Die meisten Träume werden vergessen. Das scheint gut so zu sein, wer wollte von jedem seinen geheimsten Traum wissen? Er könnte sich als zu alltäglich entpuppen; das will keiner von seinem Traum, sonst wär‘s ja nichts als ein Traum.