Eine Woche habe ich verbracht mit einer »Musik-Kreation«, die mir Suno AI erstellt hat. »Watch over me« heißt das Ergebnis und ist auf Youtube zu finden.
Suno AI ist eine Seite, auf der man seine »eigene« Musik erstellen lassen kann, eine KI, die dir auf Knopfdruck ein Musikstück von einer Länge bis zu 8 Minuten erzeugt. Im Netz herrscht Begeisterung darüber, wie einfach das geht und wie jede Version noch besser wird und wie du deiner Kreativität damit einen Booster (Buhster) gibst.

Du kannst sogar mit deiner eigenen Stimme ein Lied singen, deine Stimme wird gesangvoller. Du musst nur eine längere Aufnahme davon hochladen und dann bist du virtuell verfügbar für alle – so wie es Künstlern geht, die mit ihren Arbeiten zum Training benützt werden.
Über die Instagram-Seite von Kelly Boesch AI Art kam ich zu Suno. Die Videos haben mich fasziniert, klar ersichtlich KI und kreativ, für mich. Dann las ich, die Musik sei Original, erzeugt mit Suno. Habe mich dann eingeloggt und begonnen, mich an Prompts zu versuchen.
Vom ersten Ergebnis war ich: schockiert!
Es war so gut. Und es schien mir, dass es gleichzeitig so viel zerstören wird. Nicht so sehr für mich, sondern für diejenigen, die damit aufwachsen werden und für die, die mit Musik Geld verdienen wollen. Das wird unsere Wahrnehmung von Kreativität verändern, zumal ohnehin so viel in allen Medien von Kreativität geredet wird, dass es schon lange kaum mehr als eine Worthülse ist.
Das kann nun aufgeputzt werden durch Firmen, die dich dabei nur unterstützen wollen und es dir so einfach wie möglich machen. Ihr Slogan: ›Du bist kreativ, du bist einzigartig – komm zu uns! Wir helfen dir dabei. Erfülle deine Träume.‹ Alle diese Formeln der Selbstbestätigung und Selbstfindung werden eingesetzt, um Werbung für dein eigenes Ich zu machen, das nur dabei gewinnt, wenn du ihre Terms of Service unterschreibst. Lesen kannst du sie nicht, auch wenn sie dir zugeschickt werden, 20, 30 Seiten, die du nur durchwinkst. Du bräuchtest ohnehin Juristen, die dir das alles erklären. Also lass es liegen und fang an!
Doch nicht umsonst sind diese Verträge gemacht worden und zwar genau so, dass du ihrer überdrüssig bist und sie für unbedeutend hältst im Verhältnis zu dem, was du zu gewinnen hoffst. Ein erstes Ergebnis ist auch gleich zu sehen und zu hören. Es ist begleitet mit Erstaunen.
Ich habe mir mehrere Musikstücke gemacht und diese weiterverarbeitet, soweit es mir, als Nichtmusiker, möglich ist. Es hat mich aufgesogen und das Ergebnis höre ich mir immer wieder gerne an, im Kopfhörer. Es war Collagen-Arbeit. Ich ging so vor, wie ich das seit … Jahrzehnten tue. Ich setze zusammen, korrigiere, höre hinein, lass es wirken … Die Arbeit, jede Entscheidung, wie das wird, wie es sein soll, ist meine. Das Material, mit dem ich arbeite, ist wie vorgefunden. So arbeiten Bildendende Künstler seit bestimmt 100 Jahren. Doch vorgefunden wird hier nicht etwas, es wird produziert, es werden Versatzstücke erstellt, die auf Werken anderer, meist lebender Künstler, basieren.
Was KI produziert, ist nicht schöpferisch, KI kann nicht denken. KI nimmt jede Art von Syntax auf, mit denen wir denken, und stellt nach diesen Regeln bruchlose, saubere Fließtexte, regenbogenbunte Bilder und nun Musik zusammen.
Wir lassen uns gerne darauf ein, wir lieben, was uns ähnlich ist, aber nicht, wenn es eine Karikatur ist, wir lieben das Höhere, wenn es verspricht, uns mitzunehmen.
Es ist das Futter, welches das Ergebnis bestimmt.
Hier wird von Bedeutung, was für uns, irgendwie schöpferische Menschen, wichtig ist. Wer hat das Verwertungsrecht?
Oder sollten wir doch vom Idealismus leben und alles hingeben, damit die gesamte Menschheit besser wird? Nichts anderes ist das Versprechen der Konzerne und auch Staaten, die Milliarden über Milliarden in KI »investieren«. Für die Zukunft. Nur.
Woher kommen die Milliarden und wohin sollen sie schließlich gehen – wenn das alles einmal das kosten wird, was es tatsächlich kostet. Denn umsonst wird es nicht sein.
So sehen die Geschäftsmodelle aus, die unsere Zukunft sein werden: Lizenzen, Abonnements, dauerhaft.
Gut erklärt wird das in einem Video anhand einiger Musiklabels auf YouTube. → The New BIGGEST Music Industry SCAM (14:55 »You’ll never get it back.«) »Miss Krystle«, eine Rechtsanwältin, hat sich Terms of Service angesehen. Das Video ist auf englisch. Kurz und zukünftig: Wenn du KI benutzt, werden die Rechte an allem, was du dort produzierst, an das Unternehmen gehen, das dir alles »offen« zur Verfügung stellt. Es kann sich das Recht herausnehmen, Arbeiten die etwa auf deinen Arbeiten aufbauen, selbst weiter zu lizenzieren, und schränkt deine eigenen Rechte daran unumkehrbar ein oder übernimmt sie ganz.
Mag das dort erwähnte Unternehmen besonders krass sein, aber die Reise geht dort hin. Sie baut sich bereits länger auf.
Tumblr, ein Blog-Medium, das vor einigen Jahren groß war, hatte einmal in ihren Nutzungsbedingungen sich das Recht herausgenommen, dass alles, was du dort veröffentlichst, ihnen gehört, zur freien Weiterbenutzung. Nutzer sind daraufhin verschwunden. Adobe wollte dasselbe, als sie ihre Creative Cloud als Abo-Modell einführten. Sie haben es zurückgenommen. Doch es wird so wie in der Politik sein: Wer einmal das Geschäft erkannt hat, wird nicht nachlassen, es immer und immer wieder zu versuchen. Die Zeichen stehen auf freie Fahrt für Piraten und Räuber.
Hat KI schon eine Hinterlassenschaft? Es fällt uns schwer zu prognostizieren, was die Auswirkungen sein werden und ob es eine Hinterlassenschaft geben wird. Post-apokalyptisch denken wir gerne, es reizt die Fantasie, denn es reduziert auf einfachste Verhältnisse.
Wird das Vermächtnis mehr Kreativität für jeden Einzelnen sein, das endlich entdeckte Selbst? oder wird es eine Öde werden, eine Wüste.
In der Wüste liegt ja auch ein Zauber! Wie viele kamen mit gewaltigen Visionen aus der Wüste zurück
… in die wir vielleicht marschieren, mit Genuss, Kopfhörer und Kreativität … um dann selbst mit Visionen erleuchtet wieder von vorne zu beginnen.
Besonders eindringlich wird in folgendem Video auf Youtube erklärt, wohin KI die Musik führen wird – deine Arbeit, die ein anderer übernehmen kann, dein Helfer, der KI-Agent, den jemand für dich zur Verfügung stellt, damit du … am Haken bist und dein Zappeln daran für Leben hältst (ich kann‘s nicht lassen herumzuformulieren …)
→ AI Copyright Claimed My Last Video
Ein Kommentar zu obigem Video fasst kurz zusammen, was gerade geschieht:
Write a cool song without AI
Song is added to an AI training set without your consent
AI model spits out something similar enough to your song to flag the original in a contentID system
Some jerk uploads the AI generated song to a streaming service/contentID database
You end up in a copyright fight with the people and technology that stole your own work